„Während ich hier die Übung mache, könntest du ja vielleicht darauf achten, dass keiner die Keule an den Kopf bekommt?“ – „Klar, ist das Ding eigentlich schwer?“ – „Hier, nimm mal.“ – „Wow, das wiegt ja eine Tonne!“ Ach deswegen sieht das trotz fließender Bewegungen so anstrengend aus. Ich stehe mit Sebastian Weigel im Park am Gleisdreieck in Berlin und schaue ihm bei einer Trainingseinheit über die Schulter. Ich hatte Sebastian ein paar Wochen zuvor gefragt, ob ich ihn einen Tag lang begleiten dürfte, um mehr über sein Konzept Embodied Education zu erfahren. Lucky me, er sagte ja. Ich habe ein Ticket nach Berlin gebucht, die Kamera eingesteckt und bin los. Herausgekommen ist Story No. 2. Es erwartet euch heute ein Einblick in das Leben von Sebastian Weigel und seine ganzheitliche Lebenshaltung „Embodied Education.“ Maz ab!
Die erste Begegnung
Ich habe Sebastian während eines Fotoshootings für ein Sonnenbrillenlabel kennengelernt. Das war 2017. Die Art wie er sich bewegte – gezielt, kontrolliert und elegant – kenne ich so nur von Athleten, die über viele Jahre sehr komplexe Bewegungssportarten gemacht haben. Also nicht Fahrradfahren oder Schwimmen (sorry Leute), sondern z.B. Tanz, Turnen oder Kampfsport. Ich hab einen Blick für sowas, denn ich hab den Scheiß studiert: Sportwissenschaften.
Nach dem Shooting kamen wir beide ins Quatschen. Sebastian entpuppte sich als sehr präsenter Gesprächspartner mit Meinungen, Wissen und Neugier. Er erzählte mir u. a. von seiner Breakdancing Vergangenheit und seinen Kampfsportzeiten (sag ich doch!). Intensive Bewegung war und ist für ihn ein wesentliches Element, um bei sich selbst sein zu können. Der Drang zum Battle, dem Messen im Tanz und Kampf mit anderen machte Platz für die Auseinandersetzung mit dem inneren Selbst. Es heißt, um dir selbst zu begegnen musst du an dir selbst vorbei. Der Weg zu sich führt nicht über andere. Mentale Arbeit, Bewegung, Ernährung – dieser Dreiklang ist die Basis. Sebastian spricht darüber bestimmt und klar, aber nicht belehrend. Wir haben unser Gespräch damals leider abgebrochen, da mein Team und ich noch einige Shootings für den Tag geplant hatten. Natürlich blieben wir in Kontakt.
Inspiration für das 257Mag
In meinem Abibuch stand ein Satz über mich, den ich nicht vergessen habe: „Seine Trainingsfaulheit kompensiert Stephan mit seinem sportlichen Talent.“ Geschrieben von meinem besten und ältesten Freund. Wie verdammt recht er doch hatte. Ein weiterer Grund, wieso mich Menschen wie Sebastian faszinieren. Vor allem, wenn sie über sich selbst sagen, dass sie nie zu den Talentierten gehörten, sondern Ehrgeiz, Willen und Disziplin essenziell für das Vorankommen gewesen sind.
Ich frage mich immer wieder, wie es Menschen schaffen, für ihre Leidenschaften und Überzeugungen diese 25. Tagesstunde freizumachen, ohne dabei auf Dauer zu verbrennen. Sebastian hat einen Weg gefunden. Er hat seine Leidenschaft nicht nur zum Beruf, sondern zu seinem Leben gemacht hat. Was das konkret bedeutet, erzähle ich euch in Bildern auf den nächsten Scroll-Metern und Sebastian weiter unten im Interview.
Wir starten den Tag mit einer Bastelstunde
Ein Mensch, dem es gut geht, beschreiben wir nicht umsonst als „strahlend“.
Sebastian Weigel, Embodied Education
Interview
257Mag: Toll, dass etwas Zeit für mich hast. Magst du dem Lesern ein bisschen was zu dir und deiner Person erzählen? Wo bist du geboren, wie alt bist du?
Sebastian: Hi. Ich bin Sebastian Weigel und da ich mich in vorgeformten Schubladen noch nie wohlgefühlt habe, habe ich meine eigene kreiert. Was ich mache, nenne ich Embodied Education. Das ist ganzheitliche Gesundheitslehre in der Schnittmenge aus körperlichen, mentalen und emotionalen Aspekten. Ich bin vor 36 Jahren in Berlin geboren und aufgewachsen, habe zwischenzeitlich in Brasilien und Malaysia gelebt und bin momentan wieder in Berlin wohnhaft.
257Mag: Von unseren Gesprächen her weiß ich, dass dein Verhältnis zum Thema Bewegung sehr komplex ist. Woher kommt dein Interesse an dieser intensiven Auseinandersetzung?
Sebastian: Wir alle erfahren uns selbst durch unseren Körper. Ein unbewegter Körper ist tot. Meine Eltern waren beide Leistungssportler und ich bin mir sicher, dass sie mir dieses erhöhte Grundbedürfnis nach Bewegung mitgegeben haben. Ich kann mich z.B. nicht daran erinnern, als Kind jemals pünktlich nach Hause gekommen zu sein. Es gab ja immer noch einen Baum, auf den man klettern konnte, ein Tor zu schießen oder noch einen „Ausbrecher“ zu fangen. Bewegung hat mir immer Freude bereitet, doch ich war aber bei Weitem nie der Talentierteste. Andere Kinder waren immer schneller oder stärker. Das ging auch so weiter, als ich anfing organisiertem Sport in Vereinen nachzugehen. Ich habe irgendwann angefangen nach Antworten außerhalb meiner Disziplinen zu suchen. Crosstraining, wenn man so will. Ich habe angefangen zu hinterfragen, ob Talent angeboren ist oder nicht doch bloß das Resultat günstiger Rahmenbedingungen und Erfahrungen. Und ich habe begonnen, mich zu meinem eigenen Versuchskaninchen zu machen. Nach und nach habe ich dadurch eher die Möglichkeiten als nur Restriktionen gesehen. Meine Reise begann an den äußeren Schichten unserer menschlichen Existenz: Muskuloskeletal – Krafttraining, Beweglichkeit, Ausdauer , Balance, etc. Irgendwann kam die Ernährung dazu. Dies öffnete mir die Tür zu den endokrinen Vorgängen. Die Zwiebel wurde langsam gehäutet. Nachdem ich bei Atemarbeit angelangt war und das autonome Nervensystem nicht mehr ganz so autonom schien, war nicht mehr viel physisches übrig. Doch das Gefühl, dass das nicht alles gewesen sein kann, blieb bestehen. So habe ich mich spirituellen Ideen geöffnet und erkannt, dass es hinter den Grenzen der physischen Welt weiter geht und unsere Gesundheit auch dort bestimmt wird.
257Mag: Bewegung, Ernährung, mentale Arbeit und Spiritualität – das sind wirklich viele Schichten.
Sebastian: Mich interessiert die menschliche Existenz mit all ihren Aspekten. Ich glaube nicht, dass wir dieses Leben zufällig haben.
257Mag: Viele Jahrhunderte galt die Lehre von Descartes, der vom Leib-Seele Dualismus sprach. Also die voneinander unabhängige Existenz eines Geistes und eines Körpers, die beide miteinander interagieren können aber eigenes „Substanzen“ sind. Wie siehst du dieses Verhältnis?
Sebastian: Wenn man sich genau anschaut, was die Wissenschaft bis jetzt handfestes an Erkenntnissen über unser Bewusstsein und unsere Körper hat, bleibt lediglich eine Theorie übrig, die von keinen Beobachtungen widerlegt werden. Ich bin überzeugt, dass unser physischer Körper als Antenne funktioniert, über den wir unser Bewusstsein empfangen. Wir sind spirituelle Wesen, die eine physische Erfahrung machen. Wir sind unsterblich. Doch unsere Antenne ist es nicht. Nichtsdestotrotz leben wir hier und jetzt. Wir sind hier um etwas zu lernen, und zwar etwas, das wir nur in dieser physischen Existenz lernen können. Dementsprechend sind wir auf unseren Körper angewiesen. Nur durch ihn können wir diese Erfahrungen machen.
257Mag: In der Yoga-Lehre werden Kopf und Körper als Einheit betrachtet, um die man sich kümmern sollte. Vergleichen kann man das aber nicht mit deinen Ansätzen, oder?
Sebastian: Die Yoga-Lehren haben mein Denken in dieser Hinsicht maßgeblich geprägt. Ich halte mich aber nicht für einen Yogi. Schon allein, weil der Begriff viele verschiedene Bedeutungen für so viele Menschen hat.
257Mag: Sind es denn eher körperliche oder psychische Beschwerden, mit denen die Menschen zu dir kommen? Gibt es wiederkehrenden Probleme oder Symptome der Menschen, die heutzutage besonders häufig auftreten?
Sebastian: Die meisten Menschen kommen mit körperlichen Beschwerden zu mir. Verständlich, denn wir spüren uns ja vor allem über unseren Körper. Unsere Körperhaltung, unser Selbstbild und unser Energielevel sind allerdings nur verschiedene Facetten desselben Menschen, die sich alle gegenseitig beeinflussen. Das ist ein bisschen wie bei der Henne-Ei-Fragestellung: Was war zuerst da? Ich arbeite mit meinen Klienten an den Ursachen ihrer Symptomen und helfe ihnen dabei zu erkennen, wie diese mit den anderen Aspekten ihres Seins verbunden sein könnten. Am Ende des Tages geht es immer wieder darum auf höheren Frequenzen zu schwingen. Ein Beispiel dafür: Schlechte Ernährung = niedrige Frequenzen. Negative Denkmuster = niedrige Frequenzen. Schlechte Körperhaltung = Knick in der Antenne, niedrige Frequenzen. Ein Mensch, dem es gut geht beschreiben wir nicht umsonst als „strahlend“.
257Mag: Das klingt nach intensiver, gemeinsamer Arbeit und einer umfangreichen Anamnese. Also nicht, was mal eben über Skype geklärt oder via YouTube gelehrt werden könnte.
Sebastian: Ich möchte den Mensch in seiner Gesamtheit erfahren. Skype ist mir dafür nicht genug. Ich habe aber vor, in Zukunft Teilaspekte meiner Arbeit in Online-Kursen zugänglich zu machen.
257Mag: Wie gehst du in der Regel vor, wenn man sich an dich wendet?
Sebastian: Wenn keine akuten Probleme vorliegen, mache ich immer ein Assessment aller Lebensbereiche. Wir alle haben begrenzte Ressourcen. Finanziell, zeitlich, emotional, mental. Man kann nicht alles gleichzeitig verbessern. Es ist wichtig als Erstes zu erkennen welcher Bereich am meisten von einer Investition profitiert. Das hebt den Zustand des Gesamtsystems und beeinflusst somit alle Teile positiv. Schon oft kamen Leute wegen Ernährungsthemen zu mir und haben dann Atemarbeit und Pläne zum Stressmanagement bekommen. Dir hilft das beste Essen nicht, wenn deine gastrointestinale Schleimhaut wegen chronischem Stress kaputt ist. Du wirst einfach zu wenig Nährstoffe davon resorbieren. Umgekehrt habe ich allerdings auch schon Leuten mit mentalen Problemen durch Ernährung geholfen.
257Mag: Und welche Menschen wenden sich an dich? Sind das vor allem Leistungssportler oder ist das auch der typische Büromensch?
Sebastian: Durch meinen eigenen Sporthintergrund waren Sportler mein erstes Klientel. Mittlerweile geht es aber durch alle Alters- und Bevölkerungsschichten. Sehr zu meiner Freude! Allerdings gibt es mich aktuell noch nicht auf Rezept. Das heißt, es gibt auch einen finanziellen Faktor für meine Kunden.
257Mag: Bei aller Disziplin: Wann hast du eigentlich das letzte Mal faul auf der Couch gechillt und nichts gemacht?
Sebastian: Hahaha! Einmal pro Woche nehme ich mir das. War ein langer Weg mir das selbst zuzugestehen und mich dabei nicht schlecht zu fühlen.
257Mag: Lieber Sebastian, vielen Dank, dass ich dir einen Tag lang über die Schulter schauen durfte und danke für das Essen. Ich wünsche dir ganz viel Erfolg!
Ein letzter Satz
Ich kann euch aus eigener Erfahrung sagen, dass es sich lohnt mit Sebastian ein Assessement zu machen. Daraus erhält man spannende Erkenntnisse.
Sebastian und sein Embodied Education erreicht ihr übrigens auf diesen Wegen:
- Instagram: https://www.instagram.com/embodied_education
- E-Mail: Sebastian@embodied-education.com
Habt ihr Anmerkungen, Kritik oder Vorschläge? Dann freue ich mich über eure Kommentare oder Mails. Unterstützen könnt ihr mich und das 257Mag übrigens auch. Zum Beispiel durch das Teilen dieser Story, der URL oder über eine Empfehlung. 257Mag ist ein Herzensprojekt und 100% unabhängig. Danke für eure Unterstützung.
1 Kommentar
Danke für das tolle Interview Stephan. Gerne wieder. Fertig geworden sind wir ja eigentlich nicht.