„Hast du schon mal einen Baum umarmt? Komm, das machen wir jetzt! Wie fühlt sich das für dich an“, fordert mich Pascal Rösler auf, nachdem wir das Waldstück am Ufer des Ammersees erreichen. Gut, da wir Menschen in Zeiten von Corona nicht mehr umarmen dürfen, umarmen wir eben Bäume. Wir kennen uns gerade einmal 5 Minuten und doch fühlt es sich vertraut an. Nebenbei bemerkt, einen Baum zu umarmen fühlt sich gut an. Könnt ihr auch mal ausprobieren. Wir haben uns auf Pascals Meditationspfad am Ufer des Ammersees begeben. Der Zugang liegt nur wenige Meter von seiner Mietwohnung entfernt. Pascal nennt ihn so, weil er hier in Ruhe nachdenken, in sich reinzufühlen und der Natur zuhören kann. Es ist ein guter Ort, um über sein Projekt „Pure Water For Generations“ und seinen Weg dorthin sprechen. Später werden wir uns zu einem weiteren Treffen verabreden, bei dem der Großteil der Fotos entstanden sind, die diesen Artikel begleiten.
Wasser statt Zinsen
Pascal Rösler war Zeit seines beruflichen Lebens ein analytisch handelnder Mensch mit einer Karriere als Unternehmensberater im Finanzdienstleistungsbereich. Zahlen, Tabellen, Grafen und Budgetstrategien waren sein Alltag. Als Kind wuchs er in der Nähe der Donau auf. Seine Eltern waren begeisterte Windsurfer und Wasser in Form von Seen und Flüssen gehörten zum Alltag des jungen Pascals. Er begann ebenfalls mit dem Windsurfen, was ihn bis heute begeistert.
Doch der Preis für den beruflichen Erfolg, ein respektables Einkommen sowie die Anerkennung bei Vorgesetzten, Partnern und Kollegen, war die zunehmende Abwesenheit von seinem Element – Wasser. „Ich habe unfassbar viel gearbeitet und empfand das damals als richtig bzw. habe das lange nicht in Frage gestellt. Ich wollte Geld verdienen und nach den Kriterien unserer Gesellschaft erfolgreich sein. Der Erfolg schien mir auch eine ganze Zeit viel bedeutet zu haben. Mit der Zeit fühlte ich mich immer leerer, ich war seltener auf dem Wasser. Irgendwann erkannte ich für mich, dass diese Form des Erfolgs nur eine leere Hülle ist. Ich hatte das Gefühl, als wäre ich irgendwann im Leben falsch abgebogen. Und so stellte ich mir immer häufiger die Sinnfrage“ erinnert sich Pascal. „Ich hatte mir mittlerweile ein Stand-Up-Paddle-Board besorgt, um auch auf dem Wasser sein zu können, wenn kein Wind wehte. Ich wollte soviel Zeit auf dem Wasser verbringen wie möglich und trotzdem habe ich nicht so recht wahrgenommen, was mir daran so wichtig war. SUPen hat etwas meditatives und stellt eine ganz besondere Verbindung zum Wasser her.“
„Our souls are connected to water. And once we feel the urge to change something in our lives, it is best to start at the beginning: Water. Water is the origin.“
Pascal Rösler, Founder of Pure Water for Generations e.V.
Wir haben uns mittlerweile auf einen umgefallenen Baum gesetzt. Er liegt auf einer kleinen Erhöhung und erlaubt uns einen schönen Blick auf den Ammersee. Pascal beschreibt einen Moment des Erwachens im März 2016, als er auf seinem SUP eine Runde auf dem Starnberger See dreht. „Plötzlich fühlte ich diese starke Verbindung zum Wasser. Es klingt nach Klischee, aber ich habe gefühlt und verstanden, welche große Bedeutung Wasser für unser Leben hat. Das hat mich tief berührt“ beschreibt er mit sanftem Nachdruck. Pascal entschloss sich noch während dieser Paddle-Session, dass aus der reinen Passion rund um Wasser eine Verantwortung für das Wasser entstehen würde. Er entwickelte die Idee von einer Organisation, die sich den Erhalt und die Verbesserung von Qualität und Quantität des Wassers zum höchsten Ziel setzt. Eine Inspiration dazu lieferte der Unternehmer, Naturschützer und Gründer von Patagonia, Yvon Chouinard, dessen Biografie Pascal bereits 2010 gelesen hatte. Chouinard zeigt einen Weg, wie man als Unternehmer nicht nur nachhaltig wirtschaften, sondern aktiv für den Umweltschutz tätig werden kann. „Mit diesem Buch hat bei mir das Umdenken begonnen“ erklärt Pascal. Am Ende unsere Spaziergangs wird er mir eine Ausgabe dieses Buchs schenken.
Der Film “2467km – Eine Reise bis ins Schwarze Meer”
„Jeder weiß, dass Wasser eine knappe Ressource ist. Aber wir machen nichts.“ In dieser Aussage von Pascal ist das Maß an Empörung zu spüren, dass die Energie für seinen Antrieb liefert. Untätig bleiben ist keine Option. Es geht ihm um Awareness für ein Thema, das aktueller kaum sein könnte. „Aus diesem Verantwortungsgefühl entwickelte sich mein Wunsch nach Aufklärung und vor allem Taten. Taten, die zu einem Umdenken führen. Das wichtigste ist, dass man den ersten Schritt macht.“ Pascals erste Schritte sind Sprünge, Pardon Paddelzüge gewesen. Um Aufmerksamkeit für die Bedeutung von Wasserschutz zu bekommen und um Spenden zu sammeln, entschied sich Pascal öffentlichkeitswirksam von München nach Wien zu paddeln. Auf seinem Stand-Up-Paddle-Board. Als er das Ziel erreichte, sah er ein Schild mit der Aufschrift „1.932 Kilometer bis zum Schwarzen Meer“. Ein Gedanke reifte: „Wenn ich 500 Kilometer relativ locker schaffe, dann sind doch 2.500 Kilometer auch irgendwie möglich.“ Kurze Zeit später war der Entschluss gefasst: Es geht mit dem SUP von München bis ins Schwarze Meer. 2467 Kilometer zu Wasser auf einem Stand-UP-Paddle-Board um Spenden für Wasserschutzprojekte zu sammeln. Unter der Flagge seines neu gegründeten Vereins „Pure Water for Generations e.V.“ begab sich Pascal im Juni 2017 für insgesamt 63 Tage auf sein SUP-Natur-Projekt zum Schwarzen Meer. Dabei entstand sein Film “2467km – Eine Reise bis ins Schwarze Meer”, der zu einer visuellen Grundlage für seine Aufklärungsarbeit geworden ist.
Trailer – 2467km – Eine Reise bis ins Schwarze Meer
Pantha Rhei
„Die vielen einsamen Tage ohne Freunde, Internet oder E-Mails waren unheimlich bereichernd für mein Leben. Diese Reise ist zu einem Wendepunkt in meinem Leben geworden. Ich habe Hoffnung und Vertrauen gewonnen. panta rhei – alles ist im Fluss, ist zu meiner Wirklichkeit geworden. Ich nehme die Dinge nun wie sie kommen, statt immer nur alles steuern zu wollen.“ Wenn Pascal „Aloha“, „Mahalo“ oder eben „alles ist im Fluss“ spricht, klingt das nicht nach einem gelernten Ritual aus einem Persönlichkeitscoaching, sondern um gelebten Alltag.
„Das Leben dreht sich nicht mehr nur noch um mich. Ich habe eine Aufgabe gefunden, der ich mich mit meinem ganzen Herzen verschrieben habe. Ich kann etwas von dem zurückgeben, von dem ich immer nur genommen habe.“ Zu den großen Zielen des Vereins gehört, dass Wasser der Donau in 25 Jahren wieder trinkbar zu machen. Doch ganz grundsätzlich sind es drei Punkte, die Pascal mit Pure Water For Generations erreichen will:
- Renaturierung von Flüssen
- Wasserbildung
- Unterstützung von internationalen Wasserprojekten
„Wir kommen alle aus dem Wasser, wir sind mit dem Wasser auf jede erdenkliche Weise verbunden und dennoch haben wir unseren Bezug dazu verloren,“ stellt Pascal in den Gesprächen mit Schülerinnen und Schülern oder Menschen, denen er z.B. am Ufer begegnet ist fest. Um diesen Bezug, die Awarenss wiederherzustellen rufen Pascal Rösler und Pure Water For Generations für den 30. August den Pure Water Awareness Day aus. Dabei sein bedeutet: Connect Your Soul With Water. Von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang geht es ans Wasser. Dabei soll jeder das tun, was er mit einer schönen Zeit am, auf oder unter Wasser verbindet. Ob es Schwimmen, Surfen, Yoga, Rennen am Wasser, Segeln oder Picknick am Wasser ist, bleibt jedem selbst überlassen. Wichtig ist, dass ihr es genießt. Wenn ihr dann noch einen aktiven Part übernehmen möchtet, teilt ihr eure Aktivitäten unter dem Hashtag #purewaterforgenerations oder ladet eure Freunde ein mit euch gemeinsam Zeit am Wasser zu verbringen.
Pure Water Awareness Day
Während wir leicht erhöht am Rande des Ammersees sitzen und sprechen, laufen die Menschen auf dem schmalen Pfad unter uns entlang. Niemand sieht uns, obwohl wir eigentlich nicht zu übersehen sind. Wir sind umgeben von Natur, die Menschen sind in Freizeitkleidung unterwegs und ganz offensichtlich nicht in Eile. Doch niemand verweilt oder sieht aus, als würde er gerade freudvoll wandeln. Viele der Damen und Herren, ob Solo oder zu zweit, haben ein Smartphone in der Hand und schauen lieber auf das leuchtende Display, als aufs Wasser oder in den Wald. Eine Gruppe Jugendlicher läuft mit lauter Boombox an uns vorbei und kann so den Specht nicht hören, der nur wenige Meter von ihnen entfernt am Baum arbeitet. Wir kriegen eigentlich nichts mehr mit.
Dreh am See – Galerie
Morgens um kurz nach 6:00 auf dem Starnberger See – Paddeln für einen guten Zweck: Pure Water awareness Day Wann kommt das Smartphone, dass alle anderen Kameras ersetzt? Kameraequipment overload. Kameramann und FIlmemacher Matse Obermeier am Gerät. Er hat auch den Film „2467km – Eine Reise bis ins Schwarze Meer“ verwirklicht. In a nutshell – Paddelst du nur mit einem Arm, drehst du dich im Kreis. Erkenntnisse von meiner Fotosession auf dem Starnberger See. Genau ihre Uhrzeit – Fischerin Katrin Kirner hat uns aufs Wasser geführt Ohne Drone geht heute einfach nichts mehr. Lagebesprechung für die nächste Szene. Hat was mit Paddeln zutun. Das Team für den Trailerdreh. UNfassbar sympathische Truppe.
Pascal wählt Sanftmut über Verbissenheit und möchte mit gutem Beispiel vorangehen, statt auf schockierende Bilder oder polarisierende Aktionen zu setzen. „Ich bin weder Politiker noch Greenpeace-Aktivist. Ich möchte etwas verändern, aber dazu muss ich auch zeigen, wie das geht.“
Als wir den Wald verlassen, treffen wir einen älteren Herren. Er hat einen Fotoapparat mit einem bemerkenswert großem Objektiv in der Hand. Als wir ihn erreichen zeigt er uns begeistert das Display auf der Rückseite seiner Kamera mit den Worten: „Habt ihr diesen wunderbaren Specht dort in den Baumwipfeln bemerkt?“
Pascal Röslers Projekt
Web: https://pure-water-for-generations.com/
Instagram: https://www.instagram.com/pure.water.for.generations.e.v/
Facebook: https://www.facebook.com/pwfgmunich/
Der Film
Episode 1 – SHIFT
Episode 2 – KICKOFF
Episode 3 – PANTA RHEI
Epsiode 4 – QUEST
Episode 5 – JAUNT
Episode 6 – LITTLE FLAME
Episode 7 – VISION
Episode 8 – AWARENESS
Wenn euch Story No. 6 gefallen hat, dann teilt sie bitte mit den Freunden, die sich auch dafür interessieren könnten. Das 257Mag ist mein persönliches Herzensprojekt und nur durch euer Feedback und durch eure Unterstützung bleibt es lebendig. Ich würde mich freuen, wenn ihr dran bleibt oder Vorschläge für inspirierende Persönlichkeiten macht. Danke, dass ihr mir und Pascal 5 – 10 Minuten eurer Zeit gespendet habt. Ich weiß das sehr zu schätzen. Bis zum nächsten mal …